Auf bewegte Jahre voller Anfangseuphorie, herausfordernder Zeiten und beflügelnder Erfolge haben wir im Spätsommer dieses Jahres zurückgeblickt. Bereits seit 2009 musizieren unsere Sängerinnen, die ihre Schulzeit größtenteils am Landesgymnasium für Musik verbrachten, gemeinsam. Mit einem Festkonzert in der Sylvestrikirche Wernigerode haben wir am Samstag, 14. September, unser 15-jähriges Jubiläum musikalisch gefeiert.
Fast die gesamte Chorgeschichte miterlebt hat Sabine Oehring, singt die 36-Jährige doch schon seit 13 Jahren in dem unter der Leitung von Bertram Zwerschke gegründeten Frauenchor. „Mich hat damals nicht nur das hohe musikalische Niveau dazu bewogen, bei Phonova mitzusingen, sondern auch das Konzept als Projektchor und der soziale Rückhalt“, erinnert sie sich. „Wir proben nicht wöchentlich, sondern saisonal an rund acht Wochenenden im Jahr. Das macht es natürlich viel einfacher, das Hobby mit Familie und Kindern unter einen Hut zu bekommen.“ Es sei keine Seltenheit, dass die Frauen mit ihren Babys zur Probe kommen. „Das ist wirklich einzigartig. Wir sind sehr familienfreundlich und die Gemeinschaft trägt viel mit“, sagt sie.
Ensemble mit familienfreundlichem Probenkonzept
Das Zusammengehörigkeitsgefühl aus Schulzeiten verbinde die Sängerinnen zusätzlich miteinander. „Wir haben anfangs vorwiegend bekannte Literatur aus Mädchenchorzeiten gesungen und uns auf unsere Traditionen besonnen“, erzählt Sabine Oehring. Das habe sich erst mit dem Leitungswechsel geändert. Nach einem persönlichen Schicksalsschlag hat Bertram Zwerschke sein Amt abgegeben, im August 2020 übernahm Claudia Zohm aus Weimar. „Die Stimmung bewegte sich anfangs zwischen Neugier, Erwartungshaltung und Unsicherheit. Ich wurde schon etwas beäugt“, blickt die 50-Jährige auf ihre erste Probe zurück. „Aber wir haben ziemlich schnell einen Draht zueinander gefunden.“ Trotz der verschiedenen Lebenswege und Charaktere sei das Ensemble sehr harmonisch. „Es ist eine eingeschworene Gruppe, es gibt ein herzliches und wertschätzendes Miteinander, auch gegenüber neuen Mitgliedern.“ So sind mittlerweile auch Sängerinnen willkommen, die ihre Schulzeit nicht in Wernigerode verbracht haben.
Die Arbeit mit Phonova habe Claudia Zohm sofort Spaß gemacht. „Es ist eine leistungsfähige Truppe mit sehr gut ausgebildeten Stimmen“, lobt sie die Qualität. „Man merkt einfach, dass dahinter eine Chortradition steht, und hört auch heute noch den speziellen Wernigerode-Sound.“ Dennoch entwickelte sie ihre persönliche Handschrift, ergänzte das übernommene Repertoire um neue Titel und feilte an der Weiterentwicklung des Klangs. Und das mit Erfolg, wie die Teilnahme am 12. Internationalen Brahms-Wettbewerb in Wernigerode belegt. Wir haben uns 2023 in der Kategorie ‚Gleichstimmige Chöre & Vokalensembles‘ den Sieg ersungen und uns damit für die European Choir Games 2025 in Dänemark qualifiziert. Für die Finanzierung der Reise hoffen wir auf Unterstützung von Spendern und Sponsoren.
Langjährige und bedeutsame Wegbegleiter als Gäste
Doch zurück in die Gegenwart. Auf unser Festkonzert sind wir mit viel Vorfreude, aber auch einer gehörigen Portion Aufregung zugegangen. Schließlich hatten wir zahlreiche frühere Sängerinnen, musikalische Begleiter und unsere vorherigen Dirigenten – den Phonova-Gründer Bertram Zwerschke und Interimsleiter Friedemann Nickel – eingeladen und wollten uns von der allerbesten Seite zeigen.
Neben neuer Chorliteratur, die wir im Rahmen des Sommerchorlagers für diesen besonderen Anlass einstudiert haben, hatten wir vor allem speziell von uns Sängerinnen ausgewählte Lieder aus den vergangenen 15 Jahren im Repertoire. So reihten sich anspruchsvolle Werke von Miskinis und Schumann ein in eine beschwingte Mischung aus nationalen und internationalen Volksweisen sowie zum Träumen anregenden Chorsätzen wie das titelgebende „There is sweet music here“ von John Clemens. Mit Anekdoten aus der Chorgeschichte führten Imke und Isabell gewohnt souverän durch das Programm. Und natürlich durften auch einige Dankesworte nicht fehlen – an die ehemaligen Dirigenten sowie über ihr Mitsingen hinaus besonders aktive Chormitglieder. Nach gut eineinhalb Stunden Programm und reichlich Applaus haben wir zu einem kleinen Empfang gebeten und konnten dort noch einige schöne Gespräche führen, bevor wir den Abend im Restaurant Bodega haben ausklingen lassen.
Zweites Konzert als Abschluss des Wochenendes in Sandersleben
Am Sonntag, 15. September, durften wir unser Programm ein weiteres Mal in der Marienkirche Sandersleben aufführen. Besonders schön war es, in die freudigen Gesichter der Zuhörerinnen und Zuhörer zu schauen und dabei zu entdecken, dass einige von ihnen vor allem bei den Volksliedern sehr textsicher waren und die Worte still mit ihren Lippen formten. Musik verbindet eben. Einen herzlichen Dank möchten wir an der Stelle auch an die Gemeinde aussprechen, die uns nicht nur äußerst herzlich in ihren Räumlichkeiten willkommen geheißen hat, sondern uns mit selbstgebackenem Focaccia, abwechslungsreichen Gemüsespießen und herzhaften Suppen verköstigt hat. Damit fand unser ereignisreiches Wochenende seinen Abschluss. Wir sehen uns im November zu den Weihnachtsproben wieder und können hoffentlich viele Gäste bei unseren Konzerten am 7. und 8. Dezember begrüßen.
Karo K.
Fotos: James Braun